Nach Kino und DVD kommt der Film ins Schweizer Fernsehen, das mitfinanziert hat und ohne das Dokumentarfilmschaffen fast nicht möglich wäre.
Wir freuen uns über Zuschauerkommentare, ganz gleich, ob positiv oder negativ, und beantworten auch gerne Fragen.
Da der Film aber schon in der Schweiz und in Deutschland im Kino war, auf DVD erschienen ist und an diversen Festivals spielte, bitten wir darum, evt. vorgänging einen Blick in die bisherigen Diksussionsbeiträge zu werfen.
Unter TV-Talks finden sich übrigens längere Interviews von TeleZüri, StarTV sowie ein 10vor10-Beitrag, die erste Fragen beantworten.
Wer sich vertieft für das Thema interessiert: Auf der Schweizer-DVD sagen Messie-Experten, was es mit der Krankheit auf sich hat, Komiker Patrick Frey deutet seine Messietendenzen und in ausführlichen Interviews, erklären sich die Macher.
28 Kommentare
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1 hugo willi am 12. July 2008, 00:15 Uhr
Ahoi,
Gratuliere zu der unterhaltsamen doku – vorallem zu dem humoristischen umgang damit. wer so ein problem am hals hat, muss spezielle lösungsansätze und verarbeitungstechniken anwenden. ich hatte in vielen szene deja vu erlebnisse und konnte voll mitfühlen und auch herzhaft lachen.
Mal etwas realität in der sonst so perfekten oder fiktiven medienlandschaft.
dangge vielmals
PS: Mulden füllen – befreit definitiv
2 Anonym am 12. July 2008, 00:59 Uhr
Sehr guter Film!
Regt auf humorvolle Art und Weise zum Nachdenken über ein eigentlich sehr ernstes Thema an.
Weiter so mit der Produktion von Dokus!
P.S.: Hoffentlich kriegt ihr jetzt, nach der Ausstrahlung im TV, keinen Stress mit dem Vermieter (Stichwort cheminée)… ;-)
3 Margrit am 12. July 2008, 06:30 Uhr
Leider konnte ich mir nur den Schluss des Films zu Gemüte führen. Es macht Lust auf mehr. Gibts diesen wo noch zu sehen?
Hätten noch Mulden zu vergeben… ;)
4 Eric am 12. July 2008, 07:40 Uhr
Hallo und Swawasdee khrap aus Thailand
Habe vor ein paar Jahren das Gleiche erlebt, jedoch mit dem Vorteil, dass mein Vater zum sterben ins Spital ging! (Innert 24 Stunden starb er da an Krebs.) Seine vielen Tiere, hatte er noch zuvor fremdplatziert – Danke!
Die Räumung hat uns zum Glück nur 6 Mulden gekostet, dafür waren unsere Mulden höher! ;-) Gedauert hat die Räumung rund 8 Tage – dank guten Freunden (Jacques thank you!) – da kann man sich dann mal austoben und „das Ware in die Mulde schmeissen“, befreit wirklich. (Ha-Ha-Ha….)
Am meisten belasten doch die vielen, vielen Dokumente über die Vergangenheit und man hofft, dass man niemals so wird, wie seine Eltern! Wobei ich mir anschliessend sicher war, dass meine Schwester die „bösen“ Gene geerbt hat. (Siehe – folgender, angedrohter Erbstreit, welcher mir zu blöd war…der Klügere gibt nach.)
Tropische Gruesse
Eric…der Auswanderer!
PS: Da ich einmal in einer Wohnung arbeitete, wo am Tag zuvor noch eine Drogenleiche 3 Wochen lag, war es für mich wie Geruchsfernsehen! Thank you…..*würg“
5 eine 40-Jährige am 12. July 2008, 10:05 Uhr
In Zweigen meiner Familie (Unternehmer) reicht die Dokumentation gleich mehrere Generationen in die Vergangenheit zurück. Das Messie-Syndrom belastet weniger einzelne Familienmitglieder, vielmehr schwirrt es wie ein schwer wiegender Geist über uns allen: die einen von uns waren/sind die Sammler und Horter, die anderen aber die ewigen Aufräumer, Wegschmeisser und Wiederverwerter. Mein Grossvater hat die letzten zwanzig Jahren seines Lebens damit zugebracht, die Sammlungen und auch die alltäglichen Anhäufungen seiner Vorväter zu sortieren, jede noch so kleine Handnotitz wurde da aufgehoben, wobei eine Art Museum in stillgelegtem Fabrikgebäude entstand, welches wiederum von meiner Mutter jetzt hochachtungsvoll weiter gehegt wird.
Ich will damit nicht auch noch etwas zu tun haben.
Mir reichen die Möbel, der Schmuck, die Bilder, die Bücher, die Noten, die Teppiche und tausend andere „erhabene Dinger“ und die vielen Anektoten aus jener „goldenen Aera“, welche meine eigene Wohnung und meine Seele dermassen verstopfen, dass ich bald glaube verdammt zu sein, gar nicht mein eigenes Leben, sondern jenes meiner Vohrfahren weiterleben zu müssen. Die Identitätskrise lauert somit ständig.
Der Film „Sieben Mulden und eine Leiche“ war für mich wahnsinnig wohltuend, befreiend, Mut und Lust aufs Liquidieren machend. Der Film hat auf mich durchaus einen therapeutischen Effekt, und ich habe die DVD deshalb sogleich bestellt und werde sie auch meinen Geschwistern vorführen.
Mir gefällt, wie darin der Prozess des giftrauchigen Verschmürzelns, des Chübelsack-Stopfens und des Aus-dem-Fenster-Schmeissens dargestellt ist, sowohl bildnerisch wie auch akustisch. Herrlich, diese Erschütterungen durchdringen bei mir Knochen und Mark, welch eine lebensspendende Vibration!
Zum Leben gehört eben nicht nur das Werden (und schon gar nicht das ewige Festhalten), sondern auch das Vergehen.
Klar, das ist leichter gesagt als getan, drum hör ich jetzt sofort damit auf, diesen Schreibkasten mit noch mehr Wort-Ballast anzufüllen, beuge mich jetzt lieber zum Kehrichtfach hinunter, fasse die graue Rolle, entfalte einen Güselsack…..uuuuuund weg…….und weg………und damit grad auch noch weg……….. juhui !!
6 donjamón am 12. July 2008, 16:25 Uhr
Leider musste ich im April dieses Jahres die selbe Erfahrung machen. Mein Vater wurde – nach dem ich seine Wohnung 10 Jahre lang nicht betreten durfte (er kam lieber zu uns oder traf uns ausserhalb) – tot aufgefunden. Ich war auf Schlimmes gefasst, doch als ich dann die Zustände mit eigenen Augen sah – und auch noch beheben musste – hat es mich schon übel mitgenommen.
Fast jede Sequenz des Filmes entspricht meinen eigenen Erfahrungen. Und es bleibt einem fast nichts übrig, als mit Humor und Pragmatismus an die Sache ranzugehen. Sonst frisst dich die Situation auf.
Die ersten paar 110-litersäcke der Akten und Papierflut haben wir noch minutiös durchgeschaut, aber irgendwann wurden wir nachlässiger und haben nur noch auf die Jahreszahl geschaut. Was älter als 1 Jahr alt war, wurde entsorgt. Unglaublich, was aus dem Leben eines Menschen bekannt wird, bei der Durchsicht einer Hinterlassenschaft. Vater wurde uns mal sehr nahestehend, dann wieder sehr fremd und skuril. Und das „Dampfablassen“ beim Zerlegen eines Teils des Mobiliars (mit Axt und Vorschlaghammer) hat spürbar gut getan. Wie habe ich mit der (noch anwesenden Seele) meines Vaters geschimpft und gehadert; ihm vorgeworfen, keine Hilfe anzunehmen. Wenn nicht von mir, so hätte es sicher andere Personen oder Einrichtungen gegeben.
So wandert das Leben – oder eben, was noch davon übrig geblieben ist in Mulden oder endet im Feuer. (Die Ehefrau einer Person, die bei der Räumung mitgeholfen hat, hat uns angerufen und gejammert: „Mein Mann spinnt, der will jetzt alles wegwerfen“. So ähnlich ist es uns auch ergangen; alles unnötige ist geflogen, damit wir unserem Sohn dereinst derartiges ersparen können. Doch wer gibt uns die Garantie, dass nicht auch wir den Faden eines Tages verlieren werden?)
In meinem Beruf als Betreibungsbeamter habe ich schon einige schlimme (auch noch schlimmere) Wohnungen und Zustände gesehen. Aber dass das im eigenen Umfeld vorkommt, war für mich unvorstellbar. So kann man sich irren.
7 Ana die Ausländerin am 12. July 2008, 17:49 Uhr
bravo! und danke Herrn Haemmerli
Nach dem Film gestern Abend habe ich mich ein Stuck näher an das Europäische Volk gefühlt. Es mag gut zu wissen, dass auch bei den Schweizer Familien (oder soll ich schreiben Deutsche-familien) nicht alles „tip-top“ lauft, dass auch Menschen mit Probleme gibt und dass, sogar aussen der Familienkreis darüber gesprochen wird.
In meine Heimat wird auch die Sortierung im Kreis der Familie und das Vergeben den Güter zu einer Art Befreiung und der Tot Verarbeitung.
8 Uwe Daube am 13. July 2008, 12:24 Uhr
Mich hat einfach zutiefst angewidert, wie die beiden Brüder in ihrem Film die Mutter öffentlich entsorgt haben. Mag sein, dass sie ein schwieriger Mensch war, dass sie ein Messie war, ständig Probleme hatte und ihre Kinder in die Scheidungsschlacht mit deren Vater hineingezogen hat. Aber hat sie es auch verdient, dass ihr Leben auf diese Weise der Öffentlichkeite vorgeführt wird. Dass sogar intimste Details aus ihrem Privatleben (wie zum Beispiel ihr Vibrator) vor der Öffentlichkeit ausgebreitet und der Lächerlichkeit preisgegeben werden? Ich vermisse bei den beiden Brüdern einfach die Betroffenheit über den Tod der Mutter und ihre persönliche Tragödie. Ich kann den beiden nur wünschen, dass sie gegen Ende ihres Lebens nicht genauso verfallen.
9 Thomas Haemmerli (Autor) am 13. July 2008, 14:54 Uhr
Herr Daube stellt folgende Fragen:
Mein Hauptargument bleibt immer: Meine Mutter ist tot, es geht also nicht darum, ob sie etwa verdient oder nicht verdient hat. Für meine Mutter spielt es keine Rolle mehr weil sie tot ist.
Ich habe mir ihr einen ziemlich militanten Atheismus geteilt, beide waren wir immer der Auffassung, nach dem Leben kommt nichts mehr. Aber auch wenn man Anhänger einer der grossen Religionen ist, dann ist das, was nach dem Leben bleibt nicht sonderlich an seinem irdischen Image interessiert.
Wieso ein Vibrator lächerlich sein soll, bleibt das Geheimnis von Herrn Daub. Interessant jedenfalls war für mich bei den vielen öffentlichen Auftritten, dass mir der Vibrator in der Regel von Männern zum Vorwurf gemacht worden ist. Je nach Tagesform musste ich dann die Boshaftigkeit loswerden, dass das wohl daran liege, dass ein Vibrator ein verlässlicherer Sexualpartner als ein Mann ist.
Es gibt vier Gründe dafür, dass der Vibrator im Film ist.
1) Ich habe mich beim Schnitt bemüht, mich und meinen Bruder da und dort ein wenig zu demontieren. Als ich den Vibrator in Händen halte, erröte ich leicht. Und ich finde es hochnotpeinlich, wenn man wegen eines Vibrators errötet. Heute hat ein Publikumsmedium wie die SonntagsZeitung Vibratortest in ihrem Trendbund, die Zahlen der Verbreitung von Vibratoren lassen diese als normal erscheinen, peinlich also, wer sich ob eines Vibrators grämt.
2) Der Ausgangspunkt des Films war die Zumutung, sich mit dieser Wohnung konfrontiert zu sehen. Und zur Zumutung passt, dass man Mutterns Vibrator findet.
3) Wenn man durch die Gegenstände der toten Eltern geht, schrumpfen dieser Instanzen auf menschliches Normalmass zusammen, gerade weil man Dinge wie einen Vibi findet.
4) Der Film ist auch ein Sittenporträt und der Vibrator passt zur liberalen Familie, und trägt zum Bild meiner Mutter bei, das sich aufgrund der Wohnung zusammensetzt.
Verweisen möchte ich noch auf die Initimitäten in Sachen Geschlechtskrankheiten, die im Text „Von Mutters Untenrum“ begründet sind.
Nochmals Herr Daube
Während dem Aufräumen habe ich sehr nebenbei gedreht, erst später ist die Idee für den Film entstanden. Mein Bruder und ich sind keine Schauspieler. Wenn Herr Daum keine Betroffenheit gesehen hat, heisst das nicht, dass keine da war.
Mein Bruder und ich sind beide vom zürcherischen Protestantismus geprägt, dem emotionaler Überschwang suspekt ist.
Es gibt im Film drei Stellen, bei denen es um Betroffenheit geht.
Ich erkläre unserer Filmfreundin im on: „Der Tod der Eltern, das nimmt einen ganz schön mit…“
Ich erzähle im Off, dass wir jeden Abend gesoffen haben und dass ich nächtens nicht schlafen konnte, bebildert mit hoch symbolischen Bildern von splitterndem Glas.
Es gibt eine Einstellung von meinem Bruder, wie er fertig am Boden sitzt und raucht, eine von mir, wir ich vor einem Berg Krempel stehe und richtig fertig aussehe.
Mir schien das schon überdeutlich.
Ich glaube aber, dass die Codes von Hollywood und die überemotionalisierten TV-Brülltalkshows dazu geführt haben, dass wir Gefühle zunehmend nur dann als wahr interpretieren, wenn sie expressiv dargestellt werden.
Damit kann ich nicht dienen, den Gefühlskinobausteine, dass ich mich zu Boden gleiten lassen und dann „Mutter! Mutter“ schluchzen würde, kann ich nicht bringen.
Ausserdem: Ein Film muss massiv reduzieren. Und man wählt eher Einstellungen, bei denen etwas passiert und in denen die Handlung vorangetrieben wird. Ich kann aber versichern, während dem Monat und all den vielen Stunden in denen wir in der Wohnung aufräumten, hatten wir beide sehr viel Zeit für betroffene Gestimmtheit.
Stellt man die Frage, ob es richtig war, das alles an die Öffentlichkeit zu bringen genereller, dann behaupte ich: Es ist sogar geboten.
Hätte ich vor zwanzig Jahren in einem Film enthüllt, dass meine Mutter Lesbe oder ein Junky gewesen sei, dann wäre mit Garantie der Vorwurf gekommen: Wie kann man so etwas sagen! Heute sind Homosexualität und Drogensucht Abweichungen vom Normalmass, mit denen unsere Gesellschaft einen vernünftigen Umgang gefunden hat.
Beim Messiethema müsste man auch dahin gelangen. Es war für mich anfänglich nicht einfach zu sagen, ich mache einen Film über meine Mutter, die ein Messie war.
Mir scheint, es braucht noch manchen Film und manche Talkshow und reisserische Reportagen und TV-Diskussionen undundundbis man mit dem Messiethema dort ist.
Dann würde auch das Gefühl der Peinlichkeit, dass Herrn Daube offenbar bedrückt hat, ein wenig schwinden. Und wenn ich mir Statistiken der Verbreitung von Sexualhilfsmitteln bei jüngeren Generationen ansehe, dann dürften auch die Irritation über das Vorhandensein von Vibratoren allmählich verschwinden.
10 Walter A. Speidel am 13. July 2008, 16:21 Uhr
Liebe Herren Hämmerli
Herzliche Gratulation zu diesem Film. Als er in die Kinos kam meinte ich gehen zu müssen weil ich als ganz junger Innenarchitekt einen Pub bei einer Familie Hämmerli an der Aurorastrasse im Untergeschoss gestaltet und ausgestattet hatte, ebenso noch andere Einrichtungen in der Wohnung. Ich habe damals gelesen, dass es um eine Frau Hämmerli an der Bergstrasse ging, also besuchte ich das Kino nicht.
Das Thema von Mulden füllen, Fotos und Briefe anschauen und wegwerfen… ist mir aus meiner Vergangenheit von Wohnungsräumungen bestens bekannt, jedoch nicht gerade so extrem.
Als der Film nun im TV angesagt wurde, meinte meine Frau, wir sollten den Film ansehen… und was sehe ich, es war genau jene Frau Hämmerli welche ich als Kundin vor sooo vielen Jahren kennengelernt hatte. Ich war ziemlich erschüttert, da kamen doch Erinnerungen hoch, sei es an Gespräche oder eben den Stellenwert eines Kunden im Geschäftsleben eines ganz jungen Unternehmers…
Bei meinem ersten Besuch im Wohnzimmer fiel mein Blick auf ein gekritzeltes Bild in einem gewaltig-dicken Goldrahmen. Frau Hämmerli fragte mich was ich zu diesem Bild meine… nun bei meiner Tätigkeit kam ich in viele Privathäuser mit tollen Bildern von grossen Namen… sollte ich mich blamieren und irgend etwas von einem avantgardistischen Künster sagen, nein, ich sagte einfach es könne alles sein, aber es sei in dem Rahmen schon sehr dekorativ. Es war von einem der Junioren (bei Frau Egger Maltherapeutin) gemalt… von Thomas oder Erik…? Ich weiss es nicht.
Mit dem Film sind Erinnungen wach geworden. Was mich betroffen macht(e) ist, dass wir Leuten begegnen und nur das „Vorne“ sehen, einfach für einige Momente im Leben. Dann hat man ein Bild das bestehen bleibt, man kann es auch vergessen. Der Film brachte es wieder zurück… Die eigene Konfrontation mit dem Leben (und Sterben) Eurer Mutter nach Jahrzehnten vor dem TV-Gerät berührt und regt zum Nachdenken an.
Ein sehr mutiger und guter Film.
Herzliche Grüsse
Walter A. Speidel
11 M.Wilhelm am 13. July 2008, 18:11 Uhr
Ich habe schon einige Doku-Filme über Messies gesehen.
Die anderen waren sachlich. Dieser ist persönlich, hässlich, grob und gemein.
Etwas vom Niedrigsten: Die nicht zu überbietende Rohheit, Pietätlosigkeit, Respektlosigkeit, Gefühllosigkeit, mit der die beiden „Hämmerlis“ mit dem tragischen Tod ihrer Mutter umgehen.
Die Indiskretionen sind schamlos und schändlich. Das zynische Lachen hat nichts mit Humor zu tun. Das Verächtlichmachen der psychischen Krankheit zeugt von Ignoranz.
Die beiden Autoren haben sich auf tiefstes Niveau hinab gelassen und sich selbst disqualifiziert.
12 Thomas Haemmerli (Autor) am 13. July 2008, 18:33 Uhr
Sehr geehrter Herr Speidel,
gratuliere zu Ihrem hervorragenden Gedächtnis! Die pubartigen Partyräumlichkeiten im Keller sind mir in bester Erinnerung und ich habe noch zwei Fotos davon gefunden.
Wusste aber nicht, dass da ein Fachmann mitgeholfen hat.
Auch davon habe ich eine Foto, das Bild selber ist offenbar bei der Überflutung eines der vielen Keller, die meine Mutter angemietet hatte, den Weg alles Irdischen gegangen. Es war ein beliebtes Spiel meiner Eltern, Gäste zu narren, in dem sie nach dem Künstler fragten.
Gemalt habe ich es bei Bettina Egger, einer Tochter von Gottfried Honegger, die im Seefeld eine Malschule eröffnet hatte. Damals ging das noch nicht unter Therapie, sondern es drehte sich eher um die Förderung von Kreativität. Diese Kinder-Malaterliers waren anfangs der Siebziger bei begüterten Eltern ziemlich en vogue. Man konnte malen, was man wollte, einzige Vorgabe war: Es wird nicht vorgezeichnet, sondern gleich drauflos gepinselt. Ich bin viele Jahre sehr gerne dahin, und glaube heute, dass diese Zeit ihre Spuren hinterlassen hat, in dem man später, als Kreativer unbekümmert drauf los produzieren kann.
13 Stefan am 14. July 2008, 03:57 Uhr
Um nochmal aufs Thema zurückzukommen– ich habe selten eine so durchdachte Doku gesehen. Auf den ersten Blick mag das den meisten vielleicht nicht so erscheinen, aber der Humor in dieser Doku ist wirklich ein fantastischer Ansatzpunkt um sachliche Kritikfähigkeit von Außenstehenden zu fördern. Ein ernstes Problem kannmanchmal eben nur so diskutiert werden. Weiter so!
14 Walter A. Speidel am 14. July 2008, 08:06 Uhr
Lieber Herr Hämmerli
Vielen Dank für das Feedback mit den Fotos, es bewirkte bei mir einen „Erinnerungsschub“ von rund 40 Jahre-Zurück, welcher das Messithema Ihrer Mutter für mich bei weitem überlagert… der Mensch und die Erinnerung an ihn steht im Vordergrund… aber trotzdem sehr gut und mutig, dass dieser Film zustande gekommen ist.
Herzliche Grüsse
Walter A. Speidel
15 Marianne Raedler am 14. July 2008, 11:56 Uhr
Lieber Herr Hämmerli
Ihr Film hat mich sehr bewegt ,weil ich mich selbst darin wiedererkenne. So wie ihre Mutter könnte ich auch einmal enden…..Ich werde mir also die grösste Mühe geben ,damit ähnliches meinen Kindern einmal erspart bleibt. Für meine 5 Hunde und 4 Katzen habe ich bereits Paten ,falls mir unverhofft etwas passiert.So muss sie keiner bei Nacht irgendwo aussetzen…….
Traurig macht mich ,dass kein einziges Wort von Verständniss und Stolz auf diese Mutter im Film vorkommt.Wissen wir ,wie wir einmal enden ?
Ihre Mutter war ein wertvoller Mensch ,denn sie hatte ein Herz für Tiere.Sie war krank und sehr einsam .Trozdem hat sie etwas positives hinterlassen ! 7 Mulden und eine Leiche …..Ihre Söhne ,und Dank dem Film auch andere zum Nachdenken über Leben , Tod und Nachlass angeregt .
Mit freundlichen Grüssen
Marianne
16 Uwe Daube am 14. July 2008, 15:38 Uhr
Lieber Herr Hämmerli,
es geht mir hier gar nicht um den blöden Vibrator, es ist der ganze Umgang mit dem Thema, der mich so abstösst. Kinder können sich ihre Eltern nicht aussuchen, aber Eltern leider auch nicht ihre Kinder. Ich bin mir sicher, Ihre Mutter war auch nicht immer glücklich über alles, was sie im Laufe ihrer Jugend so gesagt und gemacht haben. Ich finde es hat auch was mit Reife und Erwachsenwerden zu tun, ob man seinen Eltern in alle Ewigkeit ihre Verfehlungen nachträgt. Stattdessen rechnen Sie aber in aller Öffentlichkeit gnadenlos mit ihrer Mutter ab und es bleibt nichts weiter von dieser Frau übrig, als das Bild einer exentrischen, streitsüchtigen Frau mit einem Hang zum Messietum. Ich denke, Sie wissen selbst besser, wer Ihre Mutter wirklich war und wie sie so werden konnte, aber Sie haben gar kein Interesse an einer kritischen Aufarbeitung. Ihre Absicht scheint es zu sein, einen möglichst polarisierenden Film zu drehen, der Sie wieder in das Gespräch von Kritikern und in die Kinos bringt. Na dann, wenn Sie das nötig haben….
17 Thomas Haemmerli (Autor) am 14. July 2008, 16:52 Uhr
Sehr geehrter Herr Daube
Sie haben mir den Vibrator vorgehalten; also erkläre ich brav, warum ich den zeige.
Und: Man darf den Film als Abrechnung sehen, wenn man will, mancher liest ihn anders, it’s aaaaaaa freeeeeeeee country!
Sie schreiben:
Tut mir leid, ich weiss nicht besser, wer meine Mutter „wirklich“ war. Und noch weniger weiss ich, „wie sie so werden“ konnte. Aus zwei Gründen. Ich kenne die ganze Messie-Fachliteratur und darf Ihnen versichern, dass man da noch heftig über das Syndrom und seine Ursachen am Streiten ist. Und: Ich scheue mich, mittels einfacher Kausalitäten zu erklären, warum jemand der wird, der er ist. Ich könnte nicht einmal bei mir selber so genau angeben, warum ich der geworden bin, der ich bin. Deshalb finden Sie im Film keine Erklärungen im Stil von „wegen der Scheidung, geht dann alles schief.“
Ich überlasse das gerne auch ein wenig dem Urteil der Zuschauer. Und habe mich bemüht, selbst meine eigenen Kommentare immer wieder mit gegenteiligen Bildern zu unterlaufen. Z.B. wenn ich doziere, das Verdrängung funktioniert, hat man splitterndes Glas in der Mulde als Symbolbild und hernach kommen Kinderbilder mit dem Kommentar „ständig sehe ich mich mit meiner Kindheit konfrontiert.“ Ich liefere also keine Erklärung, sondern vielfach interpretierbare Bestandteile.
„Sie haben gar kein Interesse an einer kritischen Aufarbeitung.“
Die Frage wäre, was unter „kritischer Aufarbeitung“ zu verstehen ist. Ausgangspunkt des Films war es nie, ein Porträt und eine Krankengeschichte meiner Mutter zu fabrizieren. Ausgangspunkt des Films war die Zumutung, mich von einem Tag auf den andern mit ihrem Tod, dieser Wohnung, den Katzen in Griechenland und dem einen oder anderen Prozess auseinandersetzen zu müssen.
Daraus ergeben sich zwei rote Fäden:
1) Der Kampf gegen das Chaos und eine Wohnung, die zunehmend sauberer wird.
2) Die Familiengeschichte, die aus dem Material entsteht und die immer chaotischer wird
Hätte ich ein Porträt meiner Mutter machen wollen, dann hätte ich Bekannte und Freunde von ihr befragen müssen. Das war aber nicht die Absicht.
Ganz abgesehen davon, dass die Geschichte von mir und meinem Bruder keine allzu einzigartige ist. Einzigartige war, dass ich drehen konnte, einzigartig, war, dass es all die Bilder, Dokumente und die alten Filme gab, und einzigartig war, dass in unserer Familie alle tot sind, so dass man die Geschichte ohne Rücksichtnahme erzählen konnte.
Als ich noch TV-Journalist war, war meine Hauptaufgabe nicht, Geschichten auszugraben, sondern Leute davon zu überzeugen, dass sie sich filmen lassen, damit man Geschichten bebildern kann.
Und mir war es am Anfang sehr unangenehm, mich auf dem Schirm in dieser etwas jungenhaften Art zu sehen, die sich auch deshalb ergab, weil ich mit meinem Bruder vor der Wohnungsräumung kaum etwas zu tun gehabt hatte. Aber Geschichten lassen sich am Besten erzählen, wenn man sie an konkreten Personen aufhängen kann.
Was nur den „kritischen“ Gehalt anbelangt:: Wir leben heute in Gesellschaften, in denen der Tod ziemlich versteckt stattfindet, viele Leute haben noch nie einen Toten gesehen, und von daher war das grösste Skandalon, dass ich am Anfang den Fleck zeige. Es war ein Skandalon, obwohl Sterben und das Faktum, das wir ausgangs eine Leiche und in der Regel keine sehr schön Leiche hinterlassen, etwas vom Banalsten überhaupt ist.
Ich bin also schon ganz zufrieden, wenn sich Zuschauer über das Thema Messie ein wenig bewusst werden und sich vergegenwärtigen, dass uns über kurz oder lang Freund Hein holt.
Was das „kritische Aufarbeiten“ anbelangt, so sehe ich mich einer simplen, aufklärerischen Tradition verpflichtet, die sich nicht scheut, hinzuschauen.
Und dann bestehe ich darauf, dass das, was man als skandalös empfindet auch historischen Befindlichkeiten geschuldet ist. Nochmals: Man hat, beispielsweise als Mitte der 80er Jahre die Schriftstellerin Annermarie Schwarzenbach wieder entdeckt wurde es als ungehörig empfunden, dass ihre Homosexualität thematisiert wurde. Heute ist das banal. Dahin kann man auch mit dem Messiethema hinkommen, und dann sieht so eine Wohnung vielleicht gar nicht mehr dermassen schlimm aus.
Im Film wird ihre Intelligenz und ihr Geschmack gelobt, man sieht, dass sie reist und attraktiv war. Das sie aber auch exzentrisch, streitsüchtig und mit Hang zum Messietum war, entspricht den Tatsachen. (Eine Jungendfreundin von mir, die sie de facto adoptiert hatte, die sie als „meine Tochter“ ausgab und mit der sie viele Jahre sehr engen Kontakt hatte, sagte mir, nachdem sie den Film gesehen hatte: Sie kommt viel zu gut weg.)
Dass ich meine Geschichte nur mit einer Portion Sarkasmus und schwarzem Humor zu erzählen vermag, liegt an meinem Charakter, meinen Vorbildern (Kraus, Henscheid, Mencken etc.) sowie der Überzeugung, dass Dokfilme durchaus unterhaltsam sein dürfen.
Die Idee, einen Film zu machen verdanke ich der Produzentin Mirjam von Arx, und lange dachten wir, es würde einen halbstündigen Film geben, der dann zwei, drei Mal aufgeführt wird. Das Projekt ist gewachsen und ich habe mich Stück um Stück entschlossen, die ganze Geschichte zu erzählen. Und dass man, wenn man an sein Projekt glaubt, es so konsequent machen will, dass man die Hürde ins Kino nimmt, versteht sich von selbst. Wenn man etwas für ein Publikum macht, dann will man damit selbstverständlich raus und trommelt so laut wie möglich. Das aber, was sie als Provokation in promotioneller Absicht ansehen, sehe ich als gut begründete Entscheidungen wie etwas zu erzählen sei.
Und was die Debatte anbelangt, ich glaube nicht, dass ich sie nötig habe, ich scheue sie aber auch nicht und führe sie, weil ich mir ja doch das eine oder andere überlegt habe, gerne und mit Leidenschaft.
18 Margrit Wilhelm am 17. July 2008, 21:37 Uhr
Sie sagen, Herr Haemmerli, Sie würden sich einer simplen, aufklärerischen Tradition verpflichtet sehen, die sich nicht scheut, hinzuschauen. Was aber ist hinschauen?
Ich frage mich, was uns der Film sagen will. Wie mühsam es ist, eine vermüllte Wohnung zu räumen? Dazu braucht es keine besonders grosse Fantasie, um sich das vorzustellen! Das Thema “messie“ ist meiner Meinung auch kein Tabu, das Sie mit der Dokumentation angerührt hätten. Das eigentliche Tabu ist unser Umgang mit der Vergänglichkeit und eine Gesellschaft voller materieller Zwänge. Nicht, dass es nicht thematisiert würde, das haben Sie ja auch getan, aber das Spüren und die Einsicht fehlt! Das Messie-Individuum hält der zwanghaft agierenden Gesellschaft nur den Spiegel vor. Dieses Tabu wurde durch das Auslassen dieser Ebene bestens zementiert. Und was die Betroffenheit, die Trauer anbelangt: Nicht um Emotionen ginge es, die Sie zur Schau stellen müssten, sondern um das mentale Verarbeiten von Gefühlen wie Wut und Trauer. Zynismus würde sich erübrigen, Verständnis und Mitgefühl, nicht nur für die eigene Mutter, sondern für das menschliche Wesen mit seinen vielfältigen (und einfallsreichen!) Leiden überhaupt, könnten entstehen – beim Filmemacher und beim Zuschauer! Dies wäre ein echter Beitrag gewesen an unsere Gesellschaft, und das müsste ein solcher Film doch sein, oder?
19 Thomas Haemmerli (Autor) am 17. July 2008, 23:43 Uhr
Tja, liebe Frau Wilhelm, da kann ich nur kleinlaut replizieren: „Jeder wie er kann.“
20 Vivianette am 18. July 2008, 11:49 Uhr
Gratulation zu diesem mutigen Film. Meine Mutter hat auch solche Tendenzen, in meiner Kindheit kam noch eine extreme Zwangsneurose dazu. Inzwischen hat sie diese beinahe verloren, aber die Berge sind noch da…..mein Mann ist Sammler und ich werfe vorzu weg (nur meine eigenen Sachen). Man sollte schon früh im Leben lernen, sich zu trennen. Von unnötigem Ballast in Form von Beziehungen, Materialien etc. ohne die wirklich wertvollen Dinge zu schmälern! Das soziale Leben kann zum Alptraum werden, wenn man niemanden mehr in die Wohnung lassen kann ohne vorher tagelang aufzuräumen. Schlimm für allfällige Kinder, welche noch zuhause wohnen. Ihr Film bringt ein Tabu ins Rampenlicht und das ist gut so. Herzlichen Dank!
21 Antje am 20. July 2008, 01:49 Uhr
Lieber Herr Hämmerli, wissen Sie eigentlich, dass Sie noch Glück im Unglück hatten? Sie haben sicherlich einen schweren Schock ob des Zustandes der Wohnung und der Leiche ihrer Mutter erlitten. Sie haben erst gedreht und später entschieden, wie Sie mit dem Material umgehen und ob sie daraus einen Film machen. Sie haben (wie Sie selbst erzählen) immer ihre „schützende“ Kamera dabei – eine absolut einmalige Situation. Ihre Mutter ist nicht wirklich einsam gewesen, sondern hatte eigentlich ein spannendes keinesfalls kontaktarmes, interessantes und finanziell sorgenfreies Leben. Sie war vermüllt – warum auch immer – aber schlecht ging es ihr dabei nicht. Die Tatsache, dass es in ihrer Familie keine Angehörigen mehr gibt, denen man zu nahe treten könnte, gestattet Ihnen den befreienden Umgang mit dem Messi-Thema. Darum beneide ich Sie aufrichtig. Ich finde Ihren Weg der Aufarbeitung absolut richtig, da so die gesamte Messi-Problematik endlich mal Gehör findet. Ich habe schon als achtjährige um meine Messi-Mutter herumgeputzt, habe versucht ihr Chaos zu lichten, hatte nie saubere Klamotten in der Schule an – „du stinkst“ war oft die Reaktion darauf. Klassenlehrer, die Hausbesuche machen wollten, wurden mit fadenscheinigen Ausreden vertröstet – es gab immer wieder Absagen. Freunde wollten mich besuchen und durften nicht – warum?? weil die Wohnung ein einziger Müllberg war! Verwandte haben sich abgekehrt – wollten nichts mit ihr/ und mir zu tun haben. Sie wollten sich einfach alle nicht „die Hände schmutzig machen“ (im aller wahrsten Sinne des Wortes) an so einer verdreckten Person. Mit fünfzehn bin ich zum Jugendnotdienst marschiert, wollte raus aus dem Dreck. Die Antwort war „du bist ja fast 16 – da können wir nichts für sich tun“. Herzlichen Dank für die Hilfe! Sieh zu wo du bleibst! Heute habe ich mein eigenes Leben unabhängig von meiner Mutter. Alles allein erkämpft und ohne jede familiäre Hilfe. Aber manchmal fehlt mir schon eine stärkende Hand im Rücken. Vor allem weil meine Messi- Mutter mich jetzt immer mehr braucht. Sie ist inzwischen im besten Renten – Alter mit all den körperlichen Problemen, die dann so dazukommen . Der erste akute Notruf kam an dem Tag, an dem ich meine Abitur-Prüfung hatte. Man wollte sie ins Obdachlosenheim bringen.“ Wir haben aufgeräumt – 65 blaue Müllsäcke Hausmüll und zwei große LKW von der Stadtentsorgung an Sperrmüll aus 2 kleinen Zimmern. Meine gesamte Kindheit flog damals weg. Sozial-Pädagogischer Dienst, Amtsarzt, Betreuer, neue Wohnung, Kredit für eine neue Wohnungsausstattung habe ich aufgenommen. (Bekam selber nur BaföG) Jetzt ist auch die niegelnagelneue Wohnungsausstattung schon wieder über den Jordan, völlig versifft und unbrauchbar – abzahlen muss ich immer noch. Es fühlt sich so ekelhaft an, von den Nachbarn angeglotzt zu werden (Ach, das ist die Tochter, die sich so schlecht um ihre Mutter kümmert). Dann steht die eigene Mutter vor einem und man ekelt sich so sehr vor Ihr. Sie will ja nichts weiter als in den Arm genommen werden, aber die eigene Nase sagt „Igitt“ und „Nein“ und ohne Sterilium gehe ich schon nicht mehr zu ihr. Herr Hämmerli verstehen Sie was ich meine, wenn ich sage Sie hatten Glück im Unglück? Sie mussten aufräumen und den Gestank ertragen – aber Sie mussten nicht ihr Leben mir ihrer Mutter teilen. Sie hatten einen großzügigen Abstand dazwischen. Ihr Film zeigt mir Schwarz auf Weiß, was mich noch erwartet. Ich bin sicherlich darauf vorbereitet, aber was da genau auf mich zukommt, werden wir sehen.
22 donjamón am 20. July 2008, 13:12 Uhr
@Uwe Daube:
Das mag tatsächlich so anmuten. Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen aber sagen, dass es ohne Sarkasmus und Galgenhumor gar nicht möglich ist, die Situation zu meistern, ohne persönlich Schaden zu nehmen.
Dass dabei der Respekt nicht gezeigt wird heisst nicht, dass dieser später – wenn die Sache einmal verdaut“ ist“ – nicht wieder zurückkehrt.
23 Frances Lauper am 5. September 2008, 16:39 Uhr
I watched your film last night on the Documentary Channel in the US. Having Swiss parents immigrating to the US and also living in CH from 2000-2004, I was immediately drawn to the Swiss dialect and found myself watching just to hear „Swiss“ again. To my surprise, your film was extremely interesting. The emotions that your brother and you showed and the family storys drew me into the film. Having a „hording“ (as we like to call it here) father myself, and having spent countless hours trying to clean his house for him only to have him „trash“ the place again by my next visit, I was able to relate to your story on so many levels. So many subtle facial expressions; the moments that all you could do was laugh at it all……I got it! I’ve been there. GREAT MOVIE!
24 Paul am 23. November 2008, 14:16 Uhr
…die beiden Brüder tun mir entsetzlich leid. Gibt es einen größeren Hilfeeruf als den, den ihre Mutter vor und nach ihrem Leben hinterlassen hat? Die Söhne haben scheinbar alles entsorgt und dabei einen netten Film gedreht. Sie haben offensichtlich nichts verstanden, nicht ihre Mutter und sich selber noch weniger. Sie haben wohl ihr Leben nett eingerichtet, und sie werden es nicht so schlimm treiben wie ihre Mutter. Es wird auch kein Film über sie gedreht werden, warum auch…
25 Thomas Haemmerli (Autor) am 24. November 2008, 08:00 Uhr
Sie irren, mein Herr! Wenn Sie in diesem Froum ein wenig rumlesen, werden Sie immer wieder Einträge von Messie-Angehörigen finden, die die gleiche Erfahrung gemacht haben wie wir. Die meisten Messies wollen keine Hilfe, ja, sie weisen nur schon den Versuch dazu, als Einmischung zurück.
Mein Bruder hat einiges im Leben meiner Mutter organisiert, ich habe mich bemüht, ihre Finanzen zu regeln. Schon das hat sie immer wieder als Bevormundung zurückgewiesen, und sie hat es uns als energische und scharfzüngige Frau nicht einfach gemacht.
Es gibt einen grossartigen kleinen Roman, DER SAMMLER von Everlyn Grill, der m.E. auf Tatsachen beruht. Da bringt sich der Messie, nachdem Freunde seine Wohnung aufgeräumt haben, am Schluss um.
Ein anderer Film ist „My mother’s garden“ von Cynthia Lester. Der Mutter der Fiilmemacherin droht die Ausweisung aus ihrem ebenerdigen Haus, weil die ganze Fläche von etwa einem Meter Müll bedeckt ist. Lester nimmt die Mutter zu sich nach
Hause, wo es bald schwierig wird, weil die Mutter auch dort zu Horten beginnt. Derweil räumen die Söhne das Haus, streichen es neu und bringen alles auf Vordermann. Die gute Messiemutter ist so entsetzt, dass sie gleich in eine Nervenklinik muss. Von daher: Es wäre ja schön, gäbe es diesen „Hilfeschrei“, weil man dann etwas machen könnte. Dem ist aber nicht so.
Genausowenig wie Junkies oder gefallene Mädchen ständig die Hand ausstrecken und warten, dass
jemand Hilfe bringt. Der Junkie will guten Stuff, das gefallene Mädchen einen spendablen Freier, der Messie einen weiteren Keller, den er füllen kann.
26 Ferienhaus am 29. November 2008, 13:50 Uhr
Aus eigener Erfahrung können wir dem Autor nur recht geben. Da wir einige Häuser vermieten, hatten wir auch schon des öfteren Kontakt mit Messis. Wir wollten keinen Stress und haben immer unsere Hilfe angebote, um das Chaos ein wenig im Rahmen zu halten. Aber kein einzigstes mal ist einer der Messis auf unser Angebot eingegangen. Im Gegenteil, es kamen nur böse Worte und keine einsicht. Es ist eine art von Sucht, und solange der betroffene es selbst nicht merkt, wird niemand helfen können. Das ist wie mit Drogen oder Alkoholabhängigen….
27 chdech am 8. July 2009, 10:15 Uhr
Zufällig aufmerksam geworden, als Ihr projekt kürzlich auf 3SAT gesendet wurde. Möchte ich dazu sagen, dass ich mit dem Ende des
2.Weltkriegs fünf Jahre alt, in einer Mangelwirtschaft (DDR)
großgeworden und bis zur Wende dort gelebt, geliebt und auch gelacht habe. Von dem Zeitpunkt an aber, soweit ich zufällig in der Öffentlichkeit auf dieses MESSIE-THEMA gestoßen bin. Komme ich über mein eigenes Verhalten sehr zum Grübeln . . .
Ich erlaube mir über mich selbst auszusagen, dass ich ein künstlerisch und handwerklich äußerst aktiver Mensch bin. Von Beruf
Schauwerbegestalter ( Gebrauchswerber ) und z. Zt. als Kunsterzieherin tätig in einem Freizeithaus nahe Berlin.
Es bereitet mir jedesmal an Leib und Seele Schmerzen mit ansehen zu müssen, dass ich jetzt in einer Wegwerfgesellschaft lebe. Zumal ich, bis vor kurzem noch für mich und meine Familie ( 3 Kinder u. Ehemann ) meistenteils alles selbst genäht und gestrickt habe. Dadurch war ALLES was wir an Garderobe hatten individuell, hob sich vom allgemeinen Gleichmaß in der DDR ab und sparte Geld. Wobei zu betonen wäre, dass sich meine Kreativität oftmals bis tief in die Nacht hineinzog. Da ich stets berufstätig war ! ! ! Abgesehen davon, dass ich mich heute oftmals Frage:
“ WIE HAST DU DAS ALLES BLOß GESCHAFFT ? “
Sehr geehrter Herr HÄMMERLIE !
Worauf ich hinaus will ist folgendes :
Spätestens wenige Tage nach einer ( sage ich mal ) Inventur ! ! !
Könnte ich im Dreieck springen . . .
Weil ich jetzt das eine oder andere “ Aussortiert habe “ !
Zum Glück habe ich Kinder, die meine Kreativität immer noch
verwundert. So auch mein Mann, er ist vor knapp zwei Jahren seinen
unumkehrbaren Weg mir vorangegangen, bis zuletzt dafür
Verständnis aufbrachte. Wenngleich es zuvor diesbezüglich
Diskussionen ( nicht wenige ! ) gab.
Wenigstens habe ich mich jetzt laut einem Artikel, den ich kürzlich
fand, zu folgendem System entschlossen!
In EINEN blauen Sack, die Dinge zu packen. Von denen ich wirklich
überzeugt bin – nie mehr etwas verwenden oder anziehen wollen !
In den ZWEITEN blauen Sack, die Dinge aufzubewahren. Bei denen
ich mir nicht HUNDERTPRO sicher bin.
SO HAT ES BIS ZUR STUNDE BESTENS GEKLAPPT !
28 Hearo am 4. June 2010, 00:59 Uhr
War wie gebannt von diesem vermeintlichen billig Doku Film. Große Klasse. selten so gut tragisch gelacht.