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TNT, Züri brännt, Aboriginal Voices

Thomas Haemmerli on March 3rd, 2009 at 08:50 PM

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Da sitze ich an meinem Pültchen in Saigon, es ist bald zwei Uhr nachts, der Schweiss rinnt und eigentlich müsste ich einen Text über Thomas Ott fabrizieren, aber aus dem Kopfhörer schmettern Aboriginal Voicles, die Zürcher Elktroband. Ich hatte hier vor einiger Zeit mal über den Sound im Film und auch die Aboriginal Voices geschrieben. Und habe die Band vorhin gegoogelt, weil ich einem DJ, der in Saigon was mit altem Euro-Elektro machen will, ein paar Preziosen versprochen habe. Bei Google landete ich auf meinem eigenen Beitag, las ein wenig und dachte, Depp, da ist einiges veraltet.

Weiterhin gilt zwar, dass Markus “Punky” Kenner, der Musiksammler, dem ich meinen Film auch aus Gründen der Selbsttherapie anempfohlen und dem ich ausserdem meine Kopie der Aboriginal Voices-EP gegeben hatte, das Ding nie mehr fand. (Ich glaube nach wie vor, es ist noch in seiner Wohnung, aber wo?)

Ansonsten: Der Eintrag hat dazu geführt, dass mir einmal ein netter Mensch die vier Aboriginal-Songs als mp3 gesendet hat. Jetzt fehlt mir zu meinem Glück noch ein Cover-jpg und die Angabe, in welchem Jahr die EP rauskam. Und falls jemand weiss, wie man eins der zwei Bandmitglieder findet, würde ich also tatsächlich einen Wikipedia-Eintrag fabrizieren.

Wichtiger noch: Ich hatte mich aufgeregt, dass das Lied “Züri brännt”, dessen Eingangsschrei ich im Film verwende, nie mehr greifbar war. Aber auch da hat sich alles zum Besseren gewandelt, “Züri brännt” ist wieder erhältlich, was ich im Sommer (2008 09 21) in der SonntagsZeitung affichierte, aber auf diser Seite zu erwähnen vergass. Voilà:

Die legendäre Hymne der Zürcher Bewegung gibt es erstmals auf CD – dank eines fernöstlichen Labels

Cover TNT Züri brännt & Singles reissue 2008

Cover TNT Züri brännt & Singles reissue 2008

Im Sommer 1978, als die damals 14-jährige TNT-Sängerin Sara Schär «Züri brännt!» ins Mikrofon schrie, ahnte niemand, dass sie damit Schweizer Rock- und Revoltegeschichte schreiben würde. Aber «Züri brännt!» sollte zum zentralen Slogan der «Bewegig», der militanten Zürcher Jugendbewegung von 1980, werden. Dank japanischer Fans erscheint das Lied nach 25 Jahren zum ersten Mal auf CD.

Heute kann man sich kaum mehr vorstellen, wie verschlafen Zürich, wie stier und verkrampft die Kalte-Krieg-Schweiz war, die in jedem Rockkonzert, in jedem Joint und jedem bisschen Dissidenz die lange Hand Moskaus sah. So blickten vielerorts junge Rebellen neidisch nach Zürich, wo es nach Abenteuer und Anarchie roch, wo ständig demonstriert und wüste Feste gefeiert wurden. Die Bewegung erfasste die Schweiz, und wo der Funke der Rebellion nicht zündete, etwa in Winterthur, mahnten Sprays: «Züri brännt – Winti pennt». In der BRD wurde daraus «Berlin brennt – Köln pennt».
«Züri brännt» wurde auch der Titel eines Films aus der Bewegung.

Die Pointe: TNT sah sich nie als Bewegungsband und besang auch keine brennenden Barrikaden. 42 Sekunden kurz, hart und schnell ist der Song – ein perfektes Punkstück mit dem Refrain:

« Züri brännt / die alti Wixerstadt / Züri brännt / vor Langwiil ab.»

Mit der gewaltigen Röhre von Sara Schär kommt das Stück noch heute energetisch, aggressiv und aufregend daher. Und wurde damals gleich Kult. Die Punkband Sperma sang in «Züripunx»:

«Züri brännt schreit d’Sara-Ti’n’Ti/dZiit vom Flowerpower isch verbi / Woodstock isch Scheisse gsiiiii.»

Pointe dabei: Schär hatte junge Hippieeltern, die mit ihr jeweils ans Allmendfestival, dem Zürcher Mikrowoodstock, pilgerten. Die erste Punksingle erhielt sie vom Papa. Sara wurde Punk und am Knabenschiessen-Kirmes von Schlagzeuger Gianni Luder mit der Frage angemacht, ob sie Sängerin werden wolle. Im Übungskeller schrie Schär alle an die Wand. Damit stand eine der besten Schweizer Bands.

Wegen Copyrightverwerfungen kam «Züri brännt» nie auf CD heraus, erscheint jetzt aber mit allen TNT-Singles auf einem japanischen Label. Die eigenständige Schweizer Punkszene steht bei Liebhabern weltweit hoch im Kurs. Brandaktuell bleibt auch «Razzia», in dem Schär schimpft, wie unzimperlich sie von der Zürcher Polizei kontrolliert wird; zur Zeit nämlich stehen die Stadtpolizei Zürich und ihre repressive Chefin, Esther Maurer, in der Kritik, weil sie jungen Mädchen bei Kontrollen so aggressiv zu Leibe rücken.

Thomas Haemmerli

TNT: « Züri brännt : The Singles And More». Bezug: www.swisspunk.ch

Kulturplatz auf Schweizer Fernsehen hat einen Beitrag mit Sara Schär realisiert, in dem man das Stück hören kann: Hier klicken, runter scrollen, klicken.

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